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Die Rolle des Bergbausektors für den Entkolonialisierungsprozess Neukaledoniens

23. Mai 2019

Vortrag von Prof. Matthias Kowasch

Der Nickelbergbau auf dem Pazifikarchipel Neukaledonien kann auf eine knapp 150jährige Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1864 entdeckte der Ingenieur Jules Garnier das „grüne Gold“ in der ehemaligen französischen Kolonie, die ca. 25% der weltweiten Nickelvorkommen besitzt. Über 100 Jahre lang hatte die SLN (Société Le Nickel) ein Monopol für die Weiterverarbeitung der Erze vor Ort. Erst Anfang der 2000er Jahre wurden zwei weitere Metallverarbeitungsfabriken in Neukaledonien gebaut: Koniambo in der Nordprovinz (betrieben vom lokalen Unternehmen SMSP und den Schweizern von Glencore) und Goro Nickel in der Südprovinz (betrieben vom brasilianischen Bergbauriesen Vale). Während Goro Nickel die wirtschaftliche Dominanz der Hauptstadt Nouméa verstärkt, trägt das Koniambo-Projekt zur Politik des räumlichen Ausgleichs zwischen Nord- und Südprovinz bei und gilt als „Instrument“ des von der Unabhängigkeitsbewegung vorangetriebenen Entkolonialisierungs-prozesses. Der Vertrag von Nouméa, 1998 von der Unabhängigkeitsbewegung, den Unabhängigkeitsgegnern und dem französischen Staat unterzeichnet, sieht nicht nur neue Identitätssymbole (wie z.B. eine Flagge) vor, sondern auch drei Abstimmungen über die politische Souveränität des Landes. Das erste Referendum fand dabei am 4. November 2018 statt.

Der Vortrag stellt die Rolle des Bergbausektors für die neukaledonische Wirtschaft vor und möchte den unvollständigen Entkolonialisierungsprozess eines Landes diskutieren, welches weiterhin auf der UN-Liste der „Non-Self-Governing Territories“ steht. Die Geschichte der Unabhängigkeitsbestrebungen wird dabei ebenso angesprochen wie aktuelle sozio-politische Spannungen. 

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