10. Oktober 2017
Die Eigenschaften „alter“ Bautechnik im Falle von Naturkatastrophen und ihr Stellenwert in einem sich modernisierenden Umfeld. Schwerpunkt Fidschi und Indonesien.
Vortrag von Dipl. Ing. Ferenc Zamolyi, ÖAW /TU-Wien
Beginn: 18.30h
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universitätsstraße 7/ 4. Stock, Hörsaal A
“Alte” und “neue” Konstruktionsweisen vernakulärer (traditioneller) Baukultur in Ozeanien und Indonesien werden im Zuge des Vortrags vorgestellt, und ihre guten und schlechten Eigenschaften im Falle von Naturkatastrophen, also Erdbeben (Indonesien) oder Zyklonen und Stürmen (Fidschi) erläutert. Obwohl die Form traditioneller Bauten in Ozeanien, aber auch innerhalb Indonesiens, sehr vielfältig ist, haben diese Häuser oft ähnliche Konstruktionsprinzipien und verwenden eine ähnliche Bautechnologie. Baudetails können in zwei grundsätzliche Arten gegliedert werden: flexible Verbindungen mittels Lianen oder Seilen oder zimmermannsmäßige Holz-Holz Verbindungen. Je nachdem, welche und wie viele der jeweiligen Verbindungstypen in einem Haus verwendet werden, ergeben sich auch verschiedene Eigenschaften des Gesamtgebäudes, die auch im Katastrophenfall zum Tragen kommen.
Im Zuge rezenter Naturkatastrophen hat sich herausgestellt, dass alte, „traditionelle“ vernakuläre Bauten sowohl in Ozeanien als auch in Indonesien oft viel weniger beschädigt werden als neue, „moderne“ Bauten der Region. Warum dies so ist, wird im Vortrag dargelegt werden.
Nach einem Überblick über „alte“ Konstruktionsweisen mit Schwerpunkt der Fidschi und gewissen indonesischen Gegenden als Vergleich wird auch auf das Verhältnis alt-neu eingegangen, und auch die Ursachen des Wandels der Baukultur: Warum moderne Häuser, die oft nicht objektiv besser sind, dennoch von den lokalen Gemeinschaften oft als erstrebenswerter angesehen werden als etablierte traditionelle Bauweisen.
Zámolyi Ferenc studierte Architektur an der TU Wien; arbeitete als Grafiker, 3D-modellierer und Visual Artist bei der Fa. 7reasons, zur Zeit ist er an der Akademie der Wissenschaften beschäftigt, parallel lehrt er als externer Lehrbeauftragter an der TU Wien. Themenbereiche der Lehre und Forschung: Traditionelle (vernakuläre) Bautypen und Siedlungen und deren Verhältnis zur umgebenden Landschaft und natürlichen Ressourcen; Schwerpunkt auf Indonesien, Ozeanien und Mitteleuropa. Ein zusätzliches Forschungsgebiet stellen traditionelle Werkzeuge und deren Gebrauch.